Museen sind langweilig! Davon waren wir überzeugt. Bis zu jenem Tag im Mai. Wie uns ein Ausflug nach Bietigheim eines besseren belehrte…
Am 22. Mai 2016 war internationaler Museumstag. Ein Highlight für alle Kulturinteressierten – ein gewöhnlicher Sonntag für alle anderen. Wer üblicherweise Museen meidet, wird es auch an diesem Tag tun: Keine Lust auf verstaubte Skulpturen, Glasvitrinen mit Büsten und Museumsangestellte, die mit ihrem Knopf im Ohr jeden Besucher streng mustern!
Museum geht aber auch anders
Dass Kulturgut aber durchaus interessant sein kann, erkannten wir – die Gruppe into_the_neckar – bei unserer Exkursion nach Bietigheim. Dort, wo die Grünwiesenstraße in den angrenzenden Wald mündet, befindet sich der Bunker 302. Roland Essig, der dieses historische Bauwerk vor Jahren pachtete, nahm den Museumstag zum Anlass und öffnete die Bunkertür für alle Interessierten.
Vom strengen Museumswärter war keine Spur
Voller Begeisterung führte uns Herr Essig durch das waldige Gelände rund um den Bunker.
Aber nicht nur das – auch sein Wissen über die Neckar-Enz-Stellung teilte er mit uns: Die Neckar-Enz-Stellung war eine Festungslinie, die das Deutsche Reich zwischen 1935 und 1938 unter der Aufsicht von Festungspionieren erbauen ließ. Bunker 302 war dabei nur einer von etwa 450 weitern Bauten, die sich entlang von Neckar und Enz auf einer 86 Kilometer langen Linie aneinanderreihten. Mit der Neckar-Enz-Stellung wurden die natürlichen Hindernisse der Flüsse gestärkt. So konnte kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs der Vormarsch der Alliierten – zumindest für kurze Zeit – aufgehalten werden.
Die grüne Linie zeigt den Verlauf der Neckar-Enz-Stellung
Unser Highlight war die Begehung des Bunkers 302
Herr Essig ging voraus, führte uns die Stufen zum Bunkereingang hinab und öffnete die schwere Bunkertür. Im Inneren angelangt, zeigte er uns die verschiedenen Einrichtungsgegenstände, die er für die originalgetreue Restaurierung seines Bunkers zusammentragen konnte. Vier Betten, ein Ofen, ein Belüfter und ein Telefon sind zu entdecken. Und sogar eine Bunkertoilette ist vorhanden: in Form einer Metalltonne mit verschließbarem Deckel.
Roland Essig ist mit Leib und Seele Bunkerpächter
Zahlreiche Arbeitsstunden und einiges an Geld hat Herr Essig in seinen Bunker gesteckt. So ist das Bauwerk zu einem historischen Dokument vergangener Zeiten geworden – und eine Rarität. Denn die meisten der einst gebauten Bunker bestehen nicht mehr. Die Alliierten sprengten sie nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Zurück blieben Ruinen, so auch im Bietigheimer Forst.
Die Bunkerbauten und Roland Essig haben uns ganz schön beeindruckt. Was es über die Neckar-Enz-Stellung und über den Bunkerpächter außerdem zu erzählen gibt, erfahrt Ihr demnächst 🙂 Seid gespannt und klickt euch rein!