Die Wasserschutzpolizei und ihre Bergungen

Einbetonierte Köpfe, zerstückelte Körper in Blumentöpfen, Einkaufswägen oder Autos: Aus dem Neckar wird viel geborgen. Doch wer ist eigentlich für so etwas verantwortlich und wie läuft so eine Bergung ab? Ich war vor Ort und habe gefragt, und zwar bei der Wasserschutzpolizei Stuttgart in Obertürkheim.

Nach einer etwas längeren Zugfahrt und einem kleinen Fußmarsch unter der prallen Sonne, kam ich verschwitzt vor dem Eisentor der Polizeistelle an. Das Tor öffnete sich automatisch und erlaubte mir den Einlass hinter die Kulissen der Sicherheit rund um den Neckar. Freundlich begrüßte mich Herr Notheis, Polizeihauptkommissar der Wasserschutzpolizei Stuttgart, und geleitete mich in einen Raum im 2. Stock, wo wir ungestört unser Interview halten konnten. Sein Kollege, der Chef der Polizeitaucher, käme später dazu, er sei gerade wegen eines Leichenfundes außer Haus.

Meine erste Frage galt den Aufgabenbereichen der Wasserschutzpolizei. Diese wurde mir von dem Polizisten ausführlichst beantwortet:

Neben der Überwachung der Schifffahrt, also beispielsweise der Ausweiskontrolle der Verkehrsteilnehmer und ihrer Untersetzer, überwacht die Wasserschutzpolizei Veranstaltungen auf dem Wasser (z.B. Regatten) sowie Wasserbauarbeiten, manchmal auch in Zusammenarbeit mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Dabei gilt es für die Stuttgarter Dienststelle, eine Distanz von 75 Flusskilometern und den darin liegenden 13 Neckarschleusen zu sichern. Auf der Strecke von Plochingen nach Kirchheim ist die Wasserschutzpolizei dafür verantwortlich, Gefahr- und Abfallgutkontrollen durchzuführen, die Fischerei zu überwachen sowie umweltschädliche Handlungen und Bootskriminalität, wie beispielsweise Diebstähle, zu untersuchen und ihnen vorzubeugen.

Falls ihr dachtet, das wären schon alle Aufgaben, kann ich euch überraschen: Herr Notheis zählte nach einer kurzen Verschnaufpause noch die Bearbeitung illegaler Beschäftigungen auf Booten, Vorbeugung und Untersuchung von Rauschgiftkriminalität rund um den Neckar (Ja, ich war auch überrascht, aber scheinbar sind speziell die schwer einsehbaren Schleusen ein beliebter Ort, um ins Fantasie-Land abzutauchen), Hochwassermeldungen und die damit zu regelnde Schifffahrt sowie die Aufnahme von Personenunfällen, Schiffsunfällen und zuletzt den Tauchdienst auf.

Zum Tauchdienst konnte mir dann Herr Gerhard Grau, ebenfalls Polizeihauptkommissar und Cheftaucher, mehr erzählen. Er war vor wenigen Minuten leise ins Zimmer gekommen, ein etwas älterer Herr mit einer erfahrenen Ausstrahlung, und sah mich nun auffordernd an. Auf meine etwas holprige Frage, was denn Polizeitaucher genau machen müssten, antwortete er erstmal, dass es in Deutschland nur ca. 47 Polizeitaucher gäbe. Diese würden landesweit eingesetzt werden, um beispielsweise Beweismittel oder Tatwaffen aus dem Wasser zu bergen und dabei auch noch besonders beweismittelschonend vorzugehen. Eine Tauchergruppe bestehe aus mindestens einem Tauchergruppenführer, einer Taucherrettungssanitäter, einem Taucher und einem Reservetaucher. Bei besonders wichtigen oder großen Geschehen würde Polizeitaucher sogar bundesweit eingesetzt werden, so Herr Grau.

Ich fragte ihn, was denn so das Skurrilste war, dass ihm auf seinen bisherigen Missionen so untergekommen sei. Fast schon lethargisch erwiderte Herr Grau darauf, dass es da schon skurrile Sachen, wie einbetonierte Köpfe, Blumenkübel mit Leichenteilen und angebliche Mafiamorde, die sich schlussendlich doch als Suizid herausgestellt hatten, geben würde. Er hätte ebenso eine, für einen Ertrunkenen gehaltenen, Plastik-Aufblas-Puppe herausgefischt, als auch im Wasser ertränkte Säuglinge, sagte er ernst. Mir ging durch den Kopf, dass der Polizeiberuf wirklich nichts für weiche Herzen zu sein scheint.
Nach ein wenig Smalltalk mit den anderen Angestellten der Station verlasse ich das kühle Haus und begebe mich wieder Richtung Eisentor.

Mein Blick fällt auf ein großes Parkhaus. Ich befinde mich wieder in der Außenwelt. Genauer gesagt in einer Industriegegend, bei 30 Grad im Schatten.

Das Tor schließt sich hinter mir.

Ohne einen Blick zurück trete ich den Heimweg an.

Genug Gedankenmaterial habe ich allemal bekommen.

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Mewi-Flow

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Wir sind das Tatort Neckar Team: Carolin, Chiara, Jasmin, Julia, Mona und Sabrina. Gemeinsam gehen wir den düsteren Geheimnissen rund um den Neckar auf den Grund. Wir werden herausfinden, was es mit einem unheimlichen Mord am Ufer des Flusses auf sich hat, was sich im Buch „Neckarteiben“ im scheinbar idyllischen Tübingen abspielt und was eigentlich passiert, wenn wirklich eine Leiche im Neckar gefunden wird. Das findet ihr spannend? Dann folgt uns doch auf Facebook, Instagram, oder unserem Blog!